Trauer

 

 

Zwischen Weinen und Lachen schwingt die Schaukel des Lebens, zwischen Weinen und Lachen fliegt in ihr der Mensch“

Christian Morgenstern

Die Trauer ist so individuell wie der Mensch selbst, aber das weiß ja sowieso jeder.

 

Vier Phasen in der Trauer

Wissenschaftler um Verena Kast haben vor über 30 Jahren ein Modell erarbeitet, das zeigt, dass Trauer in vier Phasen erfolgt. Jeder erlebt jede Phase unterschiedlich, aber im Grunde muss jeder, der einen liebgewonnenen Menschen verloren hat, durch alle vier Phasen hindurch. Nur, wer diese Phasen durchlebt hat, kann „ein Leben nach der Trauer“ befreit beginnen. Er wird nicht Jahre später von unverarbeiteten Gefühlen wieder eingeholt. Die vier Phasen der Trauer sind:

Negation – man will einfach nicht wahr haben. Was passiert ist, kann nicht sein. Gleich kommt der Verstorbene sicher zur Tür hinein, denn es kann nicht sein, dass er nicht mehr ist! Man glaubt, man ist in einem Traum und wartet darauf, aufzuwachen.

Je nach Umständen des Todes kann diese Phase mehrere Wochen dauern. Meist ist diese Phase lang, wenn der Verstorbene unerwartet aus dem Leben ging, etwa durch einen Unfall.

Starke Emotionen – hat man die erste Phase durchlebt und ist sich bewusst geworden, dass es sich um einen realen Verlust und nicht um einen bösen Traum handelt, kommt die Phase der starken Emotionen, die dann in einem aufbrodeln. Wut, Angst, Zorn, aber auch Freude. Ein wirres Gemisch starker Gefühle wechselt einander ab, macht einen ruhelos. Oft werden Schuldige gesucht, wie z.B. der „unfähige Arzt“ oder die „blöde Krankenschwester“.

Es kommen Schuldgefühle auf – „hätte ich mich nur mehr gekümmert“ oder auch Wut „wie konnte er/sie mich alleine lassen“.

Suchen, Finden, Loslassen – ist man durch die ersten beiden Phasen durch, kommen die Emotionen zur Ruhe und man beginnt, den Verstorbenen unbewusst zu suchen. Man geht an Orte, an denen man zusammen war, sitzt in Zimmern, in denen der Verstorbene gewohnt hat und versucht, den Verstorbenen zu erfühlen. Kleidungsstücke des Verstorbenen werden getragen, Erinnerungsstücke herausgesucht. Wichtig ist, sich in dieser Phase aber auch zu trennen. Irgendwann das Zimmer umzuräumen, die Tagträumereien abzuschließen, immer seltener innere Dialoge mit dem Verstorbenen zu führen.

Neuanfang durch Akzeptanz – in der letzten Phase hat man den Tod akzeptiert, sich mit der Situation zu Recht gefunden und ist bereit für einen Neuanfang. Diese Phase findet etwa nach einem halben Jahr statt.

Der Neuanfang ist gestärkt durch die persönliche Erfahrung des starken Verlustes, das Gefühl „es geschafft zu haben“, „darüber hinweg zu sein“ und das Entdecken neuer Möglichkeiten, die mit dem Verstorbenen sich nicht eröffnet hätten.

Man erkennt, dass der Tod Teil des Lebens ist und beginnt damit, sein Leben wieder zu leben und es neu zu gestalten.

Wann ist Hilfe nötig?

Als Außenstehender ist man oft überfordert mit der Trauer eines anderen Menschen. Man weiß nicht, wie man mit dem Tod und der Reaktion des Trauernden umgehen soll. Was in allen vier Trauerphasen hilft: da sein, zuhören, den Trauernden nicht alleine lassen.

Normalität und Halt geben, ihm bei der Organisation von Beerdigung usw. helfen, eine Stütze sein. Gleichzeitig sollte man dem Trauernden aber auch Wegbegleiter bis zur vierten Phase sein und darauf achten, dass der Trauernde nicht in der dritten Phase bleibt.

Dann nämlich ist professionelle Hilfe ein guter Rat. Es gibt Menschen, die eine „komplizierte Trauer“ erleben und die auch nach einem Jahr immer noch nicht über die dritte Phase hinaus gekommen sind.

Diese Menschen werden es alleine nicht schaffen, den Weg aus der Trauer herauszufinden und brauchen professionelle Unterstützung. Jetzt liegt es am sozialen Umfeld des Trauernden, diese Hilfe zu vermitteln, denn der Trauernde selbst erachtet sein Verhalten als normal.

Das Trauerjahr

Früher war es Sitte, dass beim Tod eines nahen Angehörigen ein ganzes Trauerjahr lang schwarz getragen wurde. Nach Ablauf des Trauerjahres wurde die schwarze Kleidung wieder abgelegt und somit auch für die Außenwelt signalisiert – ich habe die Trauer verarbeitet und abgelegt. Dieser Brauch existiert nur noch selten, aber das Trauerjahr sollte jedem zustehen – aber dann sollte man die Trauer wie einen schwarzen Mantel ablegen. Es ist normal, dass an Feiertagen oder in bestimmten Situationen auch Jahre später die Trauer wieder auflebt. Nach Ablauf eines Jahres sollte sie das Leben des Hinterbliebenen jedoch nicht mehr dominieren. Falls doch, sollte professionelle Hilfe gesucht werden.

Was ist Trauer?

Unter Trauer sind die psychischen Reaktionen zu verstehen, die nach dem Verlust eines nahe stehenden Menschen durch dessen Tod auftreten können. Trauer ist keine Krankheit, sondern eine lebenswichtige Reaktion. Sie gehört zum Leben und zum Abschiednehmen. Mit der einsetzenden Trauer beginnt die Verarbeitung des erfahrenen Verlusts. Sie wird von jedem auf ganz persönliche Weise erlebt. Der Trauer muss Raum und Zeit gegeben werden. Sie sollte nicht verdrängt werden, denn es ist mittlerweile bekannt, dass unverarbeitete Trauer zu Krankheiten und seelischen Schäden führen kann.

Trauer äußert sich in Form von körperlichen Reaktionen und Verhaltensweisen, die von den Einstellungen des Einzelnen zum Tod abhängen, aber auch von der Einstellung der Gesellschaft zum Umgang mit Tod und Trauer beeinflusst werden.

Zu den mit der Trauer verbundenen Gefühlen gehören Verlassenheit, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Beklemmung, Wut, Angst, Zorn und manchmal auch Erleichterung. Trauer kann sich jedoch auch körperlich auswirken und zwar in Müdigkeit, Überempfindlichkeit gegen Lärm, Muskelschwäche, Magenschmerzen, Atemnot und Schüttelfrost. Zur Trauer gehören Tränen. Sie sind der Beginn des Trostes, sie machen uns frei zu neuem Handeln.

Manche Menschen müssen ihre Trauer aber zunächst auf Eis legen, zu überwältigend wären die Gefühle. Sie müssen in sich in Arbeit und Ablenkung stürzen, gerne bezeichnet man dann solche Menschen als gefühlskalt. Aber bei der Trauerverarbeitung gibt es  keine Vorschriften, jede/r Trauernde muss den Weg für sich gehen, der ihm/ihr hilft. Vielleicht gibt es zu einem viel späteren Zeitpunkt noch einmal die Möglichkeit die zunächst aufgeschobene Trauer zu fühlen und zu verarbeiten. Die mit dem Verlust eines nahe stehenden Menschen verbundenen Gefühle werden in Wellen immer wieder kommen, im Laufe der Zeit ebben sie dann von allein ab und schaffen Raum für Erinnerungen, die sie mit dem verstorbenen Menschen verbinden.

Trauer und Tränen, das sind für uns lebensnotwendige Reaktionen, um den Weg in das eigene Leben zurückzufinden. Statt in Fassungslosigkeit zu verharren, werden wir aktiv. Wir denken an den Menschen, der uns lieb war, ehren ihn mit symbolischen Handlungen und lernen, ihn in unserer Erinnerung zu bewahren und den Verlust auf diese Weise besser zu ertragen. Trauerarbeit braucht immer ihre Zeit und oft zehrt sie an Körper und Seele. Und doch ist sie gleichzeitig eine unverzichtbare Quelle für die eigene Lebenskraft.

Wir wissen um die Endlichkeit des irdischen Lebens. Und doch fällt es uns schwer, die Realität zu akzeptieren, wenn ein Mensch stirbt, der uns ans Herz gewachsen ist. Es hätte für unsere Psyche nachweislich ernste Folgen, wenn es nicht einen Weg gäbe, die Situation nach und nach zu bewältigen: den Weg der Trauer… Mit ihr verarbeiten wir den schwersten aller denkbaren Verluste, den Verlust eines geliebten Menschen…

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